Presseaussendung 20.12.2017
Im Rahmen einer Pressekonferenz mit Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl wurde heute in der Steiermärkischen Landesbibliothek (LB) Band 41 aus der Reihe der „Veröffentlichungen der Steiermärkischen Landesbibliothek“ präsentiert. Dieser Band hat den Titel „Bibliographie der militärwissenschaftlichen Werke der Sammlung Erzherzog Johanns an der Steiermärkischen Landesbibliothek“ und wurde von den beiden Bibliothekaren Markus Kostajnsek und Elmar Leopold publiziert.
Eine Bibliographie ist ein „Bücherverzeichnis“ – in diesem Fall eines über die militärwissenschaftliche Sammlung Erzherzog Johanns. Diese ist einer der ältesten und zugleich wertvollsten Bereiche der Steiermärkischen Landesbibliothek.
Dazu meinte die Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Ich freue mich, dass die Steiermärkische Landesbibliothek in ihrer Funktion als wissenschaftliche Bibliothek auch ihre seltenen Bestände für Interessierte aufbereitet. Damit macht sie einen wertvollen Teil des Erbes der Steiermark erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet die Möglichkeit, mehr über unser Land und seine Geschichte zu erfahren.“ Die Leiterin der Landesbibliothek, Katharina Kocher-Lichem, ergänzt: „Ziel einer wissenschaftlichen Bibliothek ist, dass mit den Beständen gearbeitet wird – das kann nur erfolgen, wenn die Bestände auch bekannt sind.“ Der Altbuchexperte der Landesbibliothek, Markus Kostajnsek, erklärt: „Die exklusiven Einbände und die illustrationsreiche Ausstattung vieler dieser Bände ist überwältigend.“
Die etwa 600 Bände waren bis zur Aufarbeitung durch Kostajnsek und Leopold nur über den alten Zettelkatalog such- und findbar, heute können sie im Online-Katalog der Bibliothek recherchiert werden. „Auch an eine spätere Digitalisierung einzelner herausragender Bände ist gedacht“, so Bibliothekar Elmar Leopold.
Der Fachbereich der militärwissenschaftlichen Literatur war ursprünglich ein wichtiger Handapparat des Erzherzogs. Die große Themenvarianz innerhalb des Bereiches veranschaulicht den Ehrgeiz des Erzherzogs, sich über einen Zeitraum von etwa 25 Jahren in allen militärwissenschaftlichen Bereichen die aktuellsten Publikationen anzuschaffen.
Die Sammlung an der Steiermärkischen Landesbibliothek:
Der militärwissenschaftliche Bestand aus der Sammlung des Erzherzogs an der LB umfasst 574 Werke, die folgenden sechs Bereichen zugeordnet werden können:
- Über die Kriegskunst im Allgemeinen
- Feldzüge und Kriegswesen einzelner Länder, Memoiren und Biographien
- Heeresorganisation, Felddienst, Ausbildung und Taktik
- Ingenieurwesen, Festungsbau, Angriff und Verteidigung fester Plätze
- Waffenkunde und Technik
- Topographie, Terrainlehre und Kartographie
Die Bücher stammen aus etwa drei Jahrhunderten, von grundlegenden Werken aus der Zeit der Renaissance ausgehend, bis hin zu Publikationen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Sie stechen auch aufgrund ihrer Einbände aus der Sammlung heraus, da sie in Ganz- oder Halbleder gebunden sind und Musterbeispiele klassizistischer Einbandkunst darstellen. Gebunden sind sie in feines Ziegen- oder Schafleder, mit reicher Goldprägung und teilweise in Ganzgoldschnitt ausgeführt. Im Gegensatz dazu fallen die Vorsatzpapiere auf, dieses stellen Rollendrucke mit einfachen Motiven dar.
Bedeutende Werke sind u.a.:
- Montalembert: L’art défensif supérieur à l’offensif par une nouvelle manière d’employer l’artillerie et par la suppression totale des bastions (10 Bände)
- Heinitz: Unterricht in der Schwimmkunst nach der in der k. k. Militär-Schwimmanstalt in Wien eingeführten Lehrmethode (2 Bände)
- Bardet: Cours de la science militaire à l’usage de l’infanterie, de la cavalerie, de l’artillerie, du genie, [et] de la marine … (11 Bände)
- Abhandlung über die Befestigungskunst zum Gebrauche der kaiserlich-königlichen Ingenieurs-Akademie (4 Bände)
- Delaistre: Encyclopédie de l’ingénieur ou dictionnaire des ponts et chaussées (4 Bände)
Diese spezifische Sammlung Erzherzog Johanns steht in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Berufslaufbahn:
Im Jahr 1826 wurde die erste große Schenkung kriegswissenschaftlicher Literatur von Erzherzog Johann an die Bibliothek am Joanneum erwähnt. Bereits mehr als 10 Jahre zuvor war er zum letzten Mal aktiv an einer militärischen Operation, der Befreiung der Festung von Hüningen, beteiligt gewesen. Die große zeitliche Spanne zwischen den beiden Ereignissen dokumentiert, dass der Erzherzog sich anscheinend nur schwer von diesen Büchern trennen konnte. Es ist auch jener Bereich seiner Bibliothek, der am exklusivsten ausgestattet ist.
Nach 1826 übte er ausschließlich das Amt des Direktors des Genie- und Fortifikationswesens aus und nahm in dieser Funktion an verschiedenen Truppenmanövern im Ausland teil.
1849 legte er auch dieses Amt, nach fast 50-jähriger Ausübung, nieder. Die militärisch höchste Dekoration erhielt er 1836, als er durch den Kaiser zum Feldmarschall ernannt wurde.
Publikationsreihe der LB:
Als wissenschaftliche Bibliothek führt die LB seit 1936 eine eigene wissenschaftliche Publikationsreihe, die „Veröffentlichungen der Steiermärkischen Landesbibliothek“. In dieser Reihe erscheinen Publikationen, die ursächlich mit dem Bestand des Hauses (wie Sammlungen oder Nachlässe) zu tun haben. Seit 2014 sind folgende Bände erschienen:
- Band 38: „Die Kunst ist frei, also sei es auch die Kritik“, Beiträge zum Symposium Peter Rosegger 2013
- Band 39: „Ernst Goll, Eine Nachlese“, herausgegeben von Christian Teissl
- Band 40: „Man nehme…“, Kochbücher und ihre Rezeption im Laufe der Jahrhunderte, Beiträge zum Symposium „Man nehme…“ 2015
Rückfragen bei:
Mag.a Katharina Kocher-Lichem
Katharina.kocher-lichem@stmk.gv.at
0316/877-4601
Mag. (FH) Markus Kostajnsek
Markus.kostajnsek@stmk.gv.at
0316/877-4621
Siehe auch https://www.studium.at/687000-steirische-landesbibliothek-ediert-bebilderte-militaerbuchbibliografie