Ehrenreich, Tanja (2015) Seattle Public Library.
Masterarbeit, Universität Wien. Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Abstract in Deutsch
Der Gegenstand dieser Arbeit ist die Seattle Public Library und die Entwicklung der Bibliotheksarchitektur im beginnenden 21. Jahrhundert. Die innovative Programmgestaltung und die einzigartige Gestaltungsform sind ein bezeichnendes Beispiel für die rasche und unvorhersehbare Entwicklung auf dem Gebiet der Bibliotheksarchitektur im beginnenden 21. Jahrhundert. Die Informationstechnologie mit ihrem breiten Angebot an neuen Medien und der Möglichkeit Informationen nahezu immer und noch dazu schnell und einfach zu erhalten, führte zu einer Bedeutungssteigerung von Information, Weiterbildung und Wissen im Allgemeinen. Eine Folge davon ist die Attraktivitätssteigerung des Bibliotheksraumes als öffentlicher Raum. Eine andere Entwicklung ist das Bedürfnis nach Austausch, Kommunikation und neuen Formen von Wissensproduktion und Wissensaustausch. Diese Bedürfnisse führten zu einer Veränderung des traditionellen Bibliotheksraums, der nicht nur eine Addition von neuen Räumen, wie Seminarräumen, Gruppenarbeitsplätzen oder Räumen zur Unterhaltung und Entspannung verlangte, sondern eine intelligente Neugestaltung des gesamten Raumes. Die Seattle Public Library bietet elf Stockwerke mit unterschiedlicher Ausstattung für unterschiedliche Bedürfnisse. Ungefähr drei Viertel des gesamten Raumvolumens findet ihre Verwendung in der öffentlichen Nutzung. Das bedeutet, dass ein Großteil des Raumes für neue Formen von Aktivitäten außerhalb traditioneller Aktivitäten wie lesen und schreiben verwendet wird. Rem Koolhaas, verantwortlicher Architekt der Seattle Public Library, wollte Räume zur Verfügung stellen, in denen heute und in Zukunft hinsichtlich der Entwicklung der IT und der Bedürfnisse der Benutzer, nahezu alle Aktivitäten erlaubt sind. Das Hauptplanungskriterium war somit Flexibilität, wobei Koolhaas´ Konzept von Flexibilität sich nahezu gänzlich vom Ansatz der Flexibilität früherer Bibliotheksgebäude unterscheidet. Koolhaas sammelte alle Funktionen, die in der Bibliothek ausgeführt werden und fasste sie zu fünf Bündel zusammen. Diese fünf Bündel wurden architektonisch als fünf Boxen umgesetzt, die zueinander versetzt und nach außen gezogen wurden, sodass zwischen ihnen ein Freiraum entstand. Diese Zwischenräume wurden als vier Funktionsbündel definiert, die für die öffentliche Nutzung zur Verfügung gestellt wurden. Die insgesamt 9 Boxen definieren die Form der Bibliothek, die wie eine futuristische Skulptur anmutet, verstärkt durch die eigentümliche Fassade, die aus einem rautenförmigen Gitter, das über einem Curtain Wall gespannt wurde, besteht. Das Zusammenspiel der einzelnen Ebenen, die Frage, wie die Flexibilität des Gebäudes tatsächlich umgesetzt wurde, bzw. zukünftig umgesetzt wird und wie das Gebäude im historischen Kontext einzubetten ist, stellen die Hauptthemen dieser Arbeit dar.