Die Angaben zum „Öffentlichen Büchereiwesen“ im „Kulturbericht 2014“, S. 276-284
Das österreichische Büchereiwesen ist durch zwei unterschiedliche Organisationsformen gekennzeichnet: hauptberuflich geführte Öffentliche Büchereien – meist größere Einrichtungen in Städten und mittleren Gemeinden – und ehrenamtlich betreute Büchereien, die ergänzend für ein relativ dichtes, flächendeckendes Netz dieser Kultureinrichtung in kleineren Gemeinden und ländlichen Gebieten sorgen. Ohne das Netz der Öffentlichen Büchereien wäre eine flächendeckende Versorgung mit Literatur in Österreich nicht möglich. Keine andere außerschulische Bildungseinrichtung erreicht derart viele Menschen in Österreich.
Die statistischen Zahlen im Bereich der Öffentlichen Büchereien Österreichs belegen 2014 eine deutlich stärkere Nutzung der Medien: 10.920.073 Medien standen in den erfassten Öffentlichen Bibliotheken 867.382 eingeschriebenen BenutzerInnen zur Verfügung. Der Medienbestand konnte um 1% gesteigert werden, die Zahl der BesucherInnen stieg um 0,6% auf 9.945.532 an. Bei den Entlehnungen erreichten die Öffentlichen Büchereien mit 22.062.712 ein Plus von 2,4% im Vergleich zum Vorjahr. Auch die umfassende Veranstaltungstätigkeit der Büchereien spiegelt sich in der Statistik wieder: Bei 40.837 Büchereiveranstaltungen wurden 1.056.639 TeilnehmerInnen gezählt.
Das Büchereiwesen weist dabei in den einzelnen Bundesländern große Unterschiede auf. Der Standard Öffentlicher Büchereien ist davon abhängig, inwieweit sich Gemeinden, Städte, Pfarren und sonstige Träger engagieren und welche Förderungen in den jeweiligen Bundesländern für das Öffentliche Büchereiwesen zur Verfügung gestellt werden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind sehr groß und blieben in den letzten Jahren nahezu unverändert. So nutzen im Burgenland 4,4% der Bevölkerung die Öffentlichen Büchereien, in Kärnten 5,3%, in Niederösterreich 7%, in der Steiermark 9,5%, in Oberösterreich 10,7%, in Wien 11,5%, in Tirol 12,7%, in Salzburg 15% und in Vorarlberg 18,4%; im österreichischen Durchschnitt sind 10,2% der Bevölkerung NutzerInnen Öffentlicher Büchereien.
Büchereientwicklungsplan
Im April 2013 war der erste Teil des Büchereientwicklungsplanes – die quantitative Erhebung der Versorgung mit Öffentlichen Büchereien in Österreich und die daraus folgende Erstellung einer Büchereilandkarte Österreichs – abgeschlossen und wurde am 7. Mai 2013 dem Parlament präsentiert. Der zweite Teil des Bücherentwicklungsplans sollte vor allem qualitative Aspekte berücksichtigen. Insbesondere sollte dabei Bedacht genommen werden auf:
- Maßnahmen zur regionalen Versorgung mit Büchereien in Verbünden und unter Einbeziehung der E-Medien
- Vorschläge und Maßnahmen der Bundesländer zur Schaffung eines einheitlichen, optimierten Wissensraums in Österreich und zur Beseitigung der Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern bei der Versorgung mit Öffentlichen Büchereien
- Vernetzung der Daten der Büchereilandkarte Österreichs mit Daten von Bildungseinrichtungen und die Darstellung der Situation unter Einbeziehung des regionalen Umfelds der Gemeinden
- Im Bereich der Aus- und Fortbildungsmaßnahmen Überarbeitung und Aktualisierung der Ausbildungscurricula, Konzeption neuer Fortbildungsschwerpunkte, Erweiterung des Fortbildungsangebots, Verstärkung dezentraler Fortbildungsangebote, Standardisierung von Qualifikationen und Kompetenzen sowie eine Erhöhung der Mittel zur Umsetzung dieser Ziele
- Herstellung von Rechtssicherheit im Umgang mit E-Medien
Eine ausführliche Darstellung der Inhalte und Ziele des Büchereientwicklungsplans erfolgte bereits im Rahmen des Kulturberichts 2013. Im Berichtsjahr wurden vom Ausbildungsbeirat für das Öffentliche Büchereiwesen (BKA und BVÖ) über Maßnahmen der Neukonzeption, Erweiterung und Dezentralisierung des Fortbildungsangebots diskutiert. Eine Arbeitsgruppe hat im Jänner 2014 ihre Arbeit zum Thema Ausbildung mit dem Fokus auf Standardisierung von Qualifikationen und Kompetenzen aufgenommen. Anlässlich der Landeskulturreferentenkonferenz im Mai 2014 wurde eine Zwischenbilanz über den Büchereientwicklungsplan vorgestellt und eine Länderarbeitsgruppe Öffentliches Büchereiwesen eingerichtet. Seitens der Kultursektion wurden laufend Gespräche mit FachvertreterInnen der Bundesländer über die weitere Entwicklung des Öffentlichen Büchereiwesens geführt. Da seitens der Bundesländer respektive der Länderarbeitsgruppe bis Ende 2014 keine Vorschläge und Maßnahmen zur Schaffung eines einheitlichen optimierten Wissensraums in Österreich und zur Beseitigung der Unterschiede zwischen den Bundesländern bei der Versorgung im Öffentlichen Büchereiwesen vorgelegt wurden, ist die Umsetzung des zweiten Teils des Büchereientwicklungsplans derzeit nicht möglich. …
Weiteres bitte dem Kulturbericht direkt zu entnehmen: http://www.kunstkultur.bka.gv.at/DocView.axd?CobId=59900