Vorauer Volksbibel und steirische Brenner Bibliothek neu in UNESCO-„Memory of Austria“-Register aufgenommen
Wien-Graz, 15.09.2018 (KAP) 2014 wurde das „Memory of Austria“-Register als nationaler Ableger des seit 1992 bestehenden internationalen UNESCO-Programms „Memory of the World“ ins Leben gerufen. Die Liste des österreichischen Dokumentenerbes wurde am Freitag um 18 Einheiten aus sieben Bundesländern erweitert. Unter den neu aufgenommenen Kostbarkeiten sind auch einige mit kirchlichem Bezug: u.a. die Vorauer Volksbibel und die Brenner Bibliothek.
Die Brenner-Bibliothek umfasst die vom Seckauer Bischof Martin Brenner (Amtszeit 1585-1615) gesammelten Werke, die er in 1.100 Bänden mit repräsentativen Einbänden aus hellem Schweinsleder binden ließ. Im Sinne der katholischen Reform förderte Bischof Brenner die Ausbildung des Klerus und verfasste selbst einige Traktate. Die Bibliothek enthält nicht nur die wichtigsten theologischen und philosophischen Schriften jener Zeit, sondern es finden sich darunter auch zahlreiche Werke aus den Bereichen Historiographie, Rechtswissenschaft und Naturwissenschaften, unter denen die medizinischen Bücher einen besonderen Stellenwert einnehmen. Bischof Brenner öffnete seine Bibliothek bereits zu seinen Lebzeiten für Studenten der Grazer Universität.
Die Brenner-Bibliothek befindet sich im Besitz der Diözese Graz-Seckau. „Durch diese Auszeichnung wird von der UNESCO bestätigt, dass wir einen kulturellen Schatz in unseren Depots hüten, der auf eine Stufe mit den wichtigsten historischen Dokumenten Österreichs zu stellen ist. Zugleich ist es für uns aber auch Auftrag, besonders auf unser kulturelles Erbe zu achten und dieses für kommende Generationen zu bewahren“, so Diözesanarchivar Matthias Perstling in einer Aussendung.
Das Manuskript der Vorauer Volksbibel ist im Besitz des Vorauer Augustiner Chorherrnstiftes. Das Werk stammt aus dem Jahr 1467 und ist mit 559 prachtvollen Bildern ausgestattet. Die Vorauer Volksbibel zählt zu den schönsten und wertvollsten Historienbibeln des Spätmittelalters.
Weiter wurden in das UNESCO-Verzeichnis u.a. auch die 630 Handschriften der Ambraser Sammlung aufgenommen. Die wertvollen Objekte, die großteils in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt werden, zählen zum historischen Kernbestand der ehemaligen Hofbibliothek. Unter ihnen befinden sich Meisterwerke wie die Wenzelsbibel oder das berühmte Ambraser Heldenbuch.
Aus dem Österreichischen Staatsarchiv wurde das Moskauer Memorandum aus dem Jahr 1955 aufgenommen, aus dem Technischen Museum Oral History-Interviews mit Opfern des Nationalsozialismus. Die erweiterte „Memory of Austria“-Liste umfasst nunmehr 59 Dokumente.