Die wichtigste Funktion von Bibliotheken scheint mittlerweile zu sein, den Zugang zum Internet zu ermöglichen. Und diese Entwicklung wird sich noch beschleunigen, meint Nicholas Carr.
Zu Beginn des Schuljahrs im vergangenen September verkündete die Cushing Academy – eine aufs College vorbereitende Spitzenprivatschule in Massachusetts, die seit den Tagen des Bürgerkriegs besteht -, sie werde ihre Bibliothek von Büchern leeren. Statt der tausenden von Bänden, die einmal dicht gedrängt die Regale gefüllt hatten, werde die Schule „Computer auf dem neusten Stand der Technik mit hochauflösenden Bildschirmen für Recherche und Lektüre“ installieren sowie „Monitore, die den Schülern Zugang zu Dialogdaten in Echtzeit und Nachrichteneinspeisungen aus der ganzen Welt verschaffen“. Cushings buchlose Bibliothek werde sich, prahlte Schulleiter James Tracy, „zu einem Modell für die Schule des einundzwanzigsten Jahrhunderts entwickeln“.
Die Geschichte fand kein großes Presseecho – sie kam und ging so schnell wie ein Tweet -, aber mir erschien sie als ein tiefer kultureller Einschnitt. Eine Bibliothek ohne Bücher wäre vor nur zwanzig Jahren undenkbar gewesen. Heute scheint die Nachricht fast überfällig. Ich bin in den vergangenen Jahre häufig in Bibliotheken gewesen und habe mehr Menschen auf Computerbildschirme starren als in Büchern blättern sehen. Die wichtigste Funktion von Bibliotheken scheint heute bereits nicht mehr darin zu bestehen, den Zugang zu Druckwerken, sondern den Zugang zum Internet zu ermöglichen. …
Weiterlesen und Quelle: FAZ