Erfolgreicher Österreichischer Bibliothekartag 2015 in Wien – Kritik der VÖB an prekären Arbeitsverhältnissen im Bibliothekswesen

Neuer Rekordbesuch beim 4-tägigen Bibliothekskongress an der UB Wien. Dabei wurde auch das steigende Unbehagen gegen zunehmende prekäre Arbeitsverhältnisse zum Ausdruck gebracht.

Graz/Wien/Bregenz (OTS/OTS/VÖB) – Der von der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) ausgerichtete und am Freitagnachmittag zu Ende gegangene 32. Österreichische Bibliothekartag im Hauptgebäude der Universität Wien war mit 1026 Teilnehmenden plus 115 Firmenvertretern der bisher größte seiner schon langjährigen Geschichte. 196 Vortragende präsentierten und diskutierten aktuelle Fragestellungen und Entwicklungsperspektiven des österreichischen wie auch internationalen Bibliotheks- und Informationswesens. Als ganz besondere Gäste der Veranstaltung konnte VÖB-Präsident Werner Schlacher die eigens aus den USA angereiste Präsidentin des Welt-Bibliotheksverbandes IFLA, Frau Donna Scheeder, sowie als Festredner der Eröffnungsfeier den Direktor der Bibliothek der Harvard University, Universitätsprofessor Robert Darnton, begrüßen. Und zum ersten Mal wurde ein Österreichischer Bibliothekartag auch als offiziell zertifizierter „Green Congress“ abgehalten.

Prekäre Arbeitsverhältnisse auf der VÖB-Tagesordnung!

Auf einer eigenen Podiumsdiskussion wurden diesmal aber auch die zunehmend negativen Auswirkungen prekärer Arbeitsverhältnisse im österreichischen Bibliothekswesen anhand konkreter Beispiele erörtert und mögliche Gegenstrategien angesprochen. Prekäre und atypische Arbeitsverhältnisse sind dabei insbesondere solche ohne Perspektive auf berufliche Weiterentwicklung und auf ein existenzsicherndes Einkommen, führen vorprogrammiert in Richtung Altersarmut und sind aus Sicht der VÖB sowohl im Hinblick auf die persönlich Betroffenen als auch aus volkswirtschaftlichen Gründen abzulehnen. Denn ungünstige Arbeits- und damit Lebensbedingungen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit und erhöhen die Krankenstände. Permanenter Wissensverlust durch häufigen Personalwechsel führt wiederum zu erhöhten Kosten zusätzlich zu den Gehaltszahlungen. Atypische und prekäre Anstellungsverhältnisse zwingen den Menschen in ein „Leben in der Warteschleife“, reduzieren die Existenz auf „Bittleihe“ (Prekarium) und verbannen die Betroffenen in die „Zone der Verwundbarkeit“ (Robert Castel).

Zur fundierten längerfristigen Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema sowie insbesondere zur Erarbeitung konkreter Handlungsstrategien und Maßnahmen hat die VÖB die rasche Einrichtung einer offenen Arbeitsgruppe beschlossen. Diese soll sich gezielt mit dem zukünftigen Berufsbild im Bibliothekswesen beschäftigen, praktische Beispiele für Missstände im Beschäftigungsbereich und deren Hintergründe sammeln und damit auch die Grundlagen für ganz konkrete Verhandlungen erstellen. Damit bleiben die Arbeitsverhältnisse im österreichischen Bibliothekswesen jedenfalls auch auf der ständigen Tagesordnung des neuen Präsidiums und Vorstandes der VÖB.

Neben dem neuen Vorstandsgremium wurden Dr. Werner Schlacher, Leiter der UB Graz, zum Präsidenten, Mag. Eva Ramminger, Leiterin der UB der TU Wien, zur 1. Vizepräsidentin, sowie Dr. Gerhard Zechner, Erwerbungsleiter der Vorarlberger Landesbibliothek, zum 2. Vizepräsidenten der VÖB wiedergewählt.

Alles über den Bibliothekartag:
http://bibliothekartag2015.univie.ac.at/
Alles über die VÖB: http://www.univie.ac.at/voeb/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert