Mit der Eröffnung des Joanneumsviertels am 26. November 2011 beginnt auch für die Steiermärkischen Landesbibliothek ein neuer Abschnitt in ihrer 200jährigen Geschichte:
Die Freigabe des Entlehnbereichs und der Freihandaufstellung der Landesbibliothek im Besucherzentrum des Joanneumsviertels stellt einen Meilenstein in der Entwicklung der Landesbibliothek dar. Erstmals seit vielen Jahrzehnten werden nach der Fertigstellung des Haupthauses, des Lesesaales und der Werkstätten alle Bestände und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses unter einem Dach vereinigt sein. Vor allem für das Publikum, für die Benützerinnen und Benützer der Bibliothek, stehen nunmehr moderne und zeitgerechte, praktische und ästhetisch ansprechende Arbeitsplätze zur Verfügung.
Abbildungen: Das neue Besucherzentrum (Fotos von Nicolas Lackner)
Gerade die Erweiterung der Freihandaufstellung auf das Fünffache der ursprünglichen Fläche – so stehen nunmehr mehr als 30.000 Bände frei zugänglich zur Verfügung – , die Ausstattung des Publikumbereiches mit allen technischen Hilfsmitteln (Internet-Arbeitsplätze, WLAN, Mikrofilmlesegeräte, Kopiergeräte) und vor allem die Erweiterung des Angebots auch auf audiovisuelle Medien (Hörbuch, DVD, CD) sowie auf neue Themenschwerpunkte (fremdsprachige Literatur, Migration/Integration, Genderstudies, Mitteleuropa-Trigon) werden die Attraktivität der neuen Landesbibliothek entscheidend erhöhen.
Wie gewohnt soll auch und vor allem im neuen Haus die Beratung des Publikums im Mittelpunkt der Bemühungen stehen. Ein eigener Auskunftstisch wird während der gesamten Öffnungszeiten (Montag bis Freitag von 10.00 bis 17.00 Uhr) von erfahrenen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren besetzt sein. Gut ausgestattete und bequeme Arbeitsplätze ermöglichen es dem Publikum schon jetzt, in angenehmer Atmosphäre und in ansprechendem Ambiente Recherchen im großen Bereich der Nachschlagewerke durchzuführen oder sich über interessante Neuerscheinungen der Belletristik, des großen Feldes der Sachbücher und der Kinder- und Jugendliteratur zu informieren. Selbstverständlich wird der Kernbereich des Hauses – die Styriaca-Sammlung – auch im Freihandbereich stark vertreten sein.
Das zweite Untergeschoß des neugeschaffenen Joanneumsviertels beherbergt den Tiefspeicher der Bibliothek, der auf eine Million Bände ausgelegt ist. Die riesige Anlage (2.370 m²) ist bereits fertig installiert. Derzeit werden die Feinabstimmungen für die Klimatechnik durchgeführt. Ab Jänner wird mit der Bestückung dieses modernen Magazins begonnen: 700.000 Bände warten in verschiedenen Außendepots auf ihre Übersiedlung, müssen gereinigt, verpackt, transportiert und neu aufgestellt werden. Ebenso werden in der ersten Hälfte des Jahres 2012 an die 200.000 Exponate der Sondersammlungen in die neuen Tresorräume zu überstellen sein. Die Einrichtung der Digitalisierung- und Mikroverfilmungsräume sowie der Restaurier- und Buchbindereiwerkstätten wird bis Juni 2012 abgeschlossen sein.
Bis zu diesem Zeitpunkt wird die bauliche Neugestaltung der Landesbibliothek abgeschlossen sein:
- Der Lesesaal und der Zeitschriftenlesesaal werden als ruhige Arbeitszonen zur Verfügung stehen. Einen besonderen Anreiz für Studenten stellen die Dissertantenarbeitsplätze dar, über die nur wenige Bibliotheken verfügen.
- Da schon bisher mehr als 50 % der Leserinnen und Leser der Landesbibliothek der Gruppe der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zuzurechnen waren, wird durch die Einrichtung eigener Kinder- und Jugendbuchräume ein besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse der jungen Leserschaft gerichtet.
- Diente die Landesbibliothek in der Vergangenheit seit vielen Jahrzehnten als Vortrags- und Kommunikationszentrum (an unzähligen Abenden wurde der Lesesaal zu einem Vortragsraum umgestaltet), wird in Zukunft ein eigener Ausstellungs- und Vortragssaal die Möglichkeit für größere Ausstellungen wie vor allem für ungestörte Veranstaltungen aller Art bieten.
- Nicht zuletzt werden auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesbibliothek nach vielen Jahrzehnten bedrückendster Raumnot ausreichende und modern eingerichtete Arbeitsräume bekommen.
Für die Dauer der Übersiedlung aller Bestände in den Tiefspeicher der Bibliothek gibt es natürlich für das Publikum bedauerliche Einschränkungen in der Zugriffsmöglichkeit. Ab 1.Juli 2012 werden in der gewohnten Weise alle Medien den Besucherinnen und Besuchern des Hauses wieder zur Verfügung stehen.
Chronik der Steiermärkischen Landesbibliothek
- 1811 Gründung des Joanneums und damit auch der Bibliothek
- 1819 Gründung des mit der Bibliothek in Verbindung stehenden Lesevereins
- 1826 Einrichtung der Styriaca-Abteilung
- 1852 Beginn des landeskundlichen Schriftentausches
- 1880 Einführung einer modernen Bibliotheksorganisation, erstmals der Verwendung der Bezeichnung Landesbibliothek
- 1893 Fertigstellung des Neubaues in der Kalchberggasse 2
- 1896 Buchbestand 136.831 Bände
- 1945 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs Ausbau der Steirischen Bibliographie und Steirischen Zeitungsdokumentation
- 1948 Buchbestand 340.092 Bände
- 1959 Durchführung der Erzherzog Johann-Gedächtnisausstellung
- 1964 Durchführung der Landesausstellung „Graz als Residenz von Innerösterreich“
- 1972 Buchbestand 451.407 Bände
- 1976 Durchführung der Landesausstellung „Literatur in der Steiermark“
- 1984 Beginn der Mikroverfilmung (seit 2005 zusätzlich Digitalisierung) aller steirischen Zeitungen (derzeit ca. 800 Zeitungen, ca. 10 Millionen Aufnahmen, 1,5 Millionen digitale Aufnahmen)
- 1993 Einführung der EDV in der Katalogisierung und Entlehnung
- 1999 Teilnahme am Verbund-OPAC der Landesbibliotheken
- 2003 Einbindung in den KVK (= Karlsruher Virtueller Katalog)
- 2005 Übernahme der Bibliothek des Institut Francais
- 2010 Beginn der Bauarbeiten für das neue Joanneumsviertel
Website:
Weitere Abbildungen:
Text: HR Dr. Christoph Binder/Leiter der Stmk. Landesbibliothek
(Herzlichen Dank dafür!)