Bibliotheken – öffentliche wie wissenschaftliche – geraten in Zeiten der Ökonomisierung aller Lebensbereiche ebenso wie andere Bildungseinrichtungen zunehmend unter Druck, ihre Leistung anhand quantitativer Kennzahlen unter Beweis stellen zu müssen. So werden – von Trägerorganisationen, Behörden, Dachverbänden, aber auch privaten Institutionen – zahlreiche Kriterien und statistische Größen ersonnen, deren Messung sich Bibliotheken regelmäßig zu unterziehen haben, um ihre Existenzberechtigung als rentable und effiziente Dienstleistungsbetriebe nachzuweisen. Werden die vorgegebenen Bedingungen nicht erfüllt, drohen Budget- bzw. Förderungskürzungen, die im schlimmsten Fall sogar zur Schließung führen können. Das Seminar wird sich mit dieser Problematik auf verschiedenen Ebenen auseinandersetzen, wobei sowohl die dahinter stehende Ideologie analysiert als auch konkrete Auswirkungen beleuchtet werden sollen.
Theoretischer Hintergrund:
- Ökonomisierung der Gesellschaft, des Menschen und des Lebens (Freitagabend)
- Ökonomisierung der Bildung, Auswirkungen auf Bibliotheken (Samstagvormittag)
- Aktuelle Beispiele aus der Praxis: Büchereiförderung in Österreich und Südtirol (Samstagnachmittag)
- Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Österreich (Sonntagvormittag)
Programm:
Fr., 06.05.2011: 19.30 Uhr
Ort: Kulturzentrum Cafe 7*stern, 1070 Wien, Siebensterngasse 31 (Tel. 0699 152 36 157)
Buchvorstellung mit Jörn Klare: Was bin ich wert? Eine Preisermittlung(Lesung und Diskussion)
Eine Niere bekommt man in Indien für 300 Euro, ein afrikanisches Adoptivkind „kostet“ mit allen notwendigen Papieren 20000 Euro, eine Frau ist in Albanien unter Umständen schon für 800 Euro zu haben. Hieß es nicht immer: Der Mensch ist keine Ware? „Was bin ich wert?“: Mit dieser Frage hat sich Jörn Klare auf eine sehr persönliche Recherchereise ins Reich der Menschenwertberechner gemacht. Sie führt ihn auf Ämter und ins Gefängnis, zu Politikern und Philosophen, zu Ärzten und Gesundheitsökonomen, aber auch zu seiner kleinen Tochter. Ganz am Ende steht eine konkrete Zahl, auf Euro und Cent genau. Und die Erkenntnis: Die Würde des Menschen ist antastbar – zumindest wenn es sich „lohnt“
Sa., 07.05.2011Ort: Renner-Institut, Gartenhotel Altmannsdorf, 1120 Wien, Hoffingerg. 26, (Tel. 01 801 23)
09.00 Uhr: Begrüßung und Vorstellungsrunde
09.45 Uhr: Karsten Schuldt: Zählen, Standardisieren, Wettbewerb erzeugen. Wird die Bildung besser, wenn sie ökonomisiert wird? (Referat und Diskussion)
14.15 Uhr: Podiumsdiskussion: Christian Dandl (angefragt), Armin Gatterer, Gerald Leitner, Herlinde Lugstein: Modelle der Büchereiförderung (Podiumsdiskussion)
Trotz des erfreulicherweise deutlich erhöhten Gesamtbudgets för die Büchereiförderung des BMUKK können die neu entwickelten Kriterien (die auch vom BVÖ übernommen wurden) leider von vielen, vor allem kleineren Büchereien nicht mehr erfüllt werden. Konzept und Auswirkungen der „Büchereiförderung neu“ sowie bestehende und mögliche Alternativen (z.B. Büchereiförderungsmodelle der BundeslCnder und Südtirols) werden vorgestellt und diskutiert.
Anschließend Diskussion
So., 08.05.2011Ort: Renner-Institut, Gartenhotel Altmannsdorf, 1120 Wien, Hoffingerg. 26, (Tel. 01 801 23)
09.00 Uhr: Referat und Diskussion Ulrike Retschitzegger: Evaluation, die weiterhilft – das Qualitätssiegel des EB-Forums Oberösterreich für Öffentliche Büchereien
10:30: Kaffeepause
11.00 Uhr: Reflexion, Vorschläge zum nächsten Seminar
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ReferentInnen:
- Mag. Christian Dandl ist pädagogischer Mitarbeiter in der Bibliotheksfachstelle der Diözese Linz.
- Dr. Armin Gatterer ist Abteilungsdirektor des Amts für Deutsche Kultur, Bozen / Südtirol
- Jörn Klare, Journalist und Buchautor, schreibt Reportagen und Features, unter anderem für den Deutschlandfunk und Die Zeit.
- Mag. Gerald Leitner ist Geschäftsführer des Büchereiverbandes Österreichs und Präsident der EBLIDA
- Herlinde Lugstein ist Mitarbeiterin des Referats Erwachsenenbildung, Öffentliche Bibliotheken, Bildungsmedien im Amt der Salzburger Landesregierung.
- Ulrike Retschitzegger ist Bildungsberaterin und freie Mitarbeiterin in der Qualitätssicherung für Erwachsenenbildungseinrichtungen und Öffentliche Bibliotheken in Oberösterreich (Qualitätssiegel des „EB-Forum OÖ“). Sie war von 1986-1995 als Bibliothekarin tätig (ehrenamtlich und hauptberuflich) und ist seit 1995 bei KRIBIBI aktiv.
- Dr. Karsten Schuldt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin.
Anmeldung bis spätestens Fr., 29.04.2011
Renner-Institut
Frau Kornelia Heißl
Khleslplatz 12, 1120 Wien
T 01-804 65 01-33 (vormittags)
F 01-804 08 74
heissl@renner-institut.at
Seminargebühr (bei Teilnahme am gesamten Seminar, inkl. Mahlzeiten und Übernachtung im Gartenhotel Altmannsdorf): Euro 40. Die Teilnahme an einzelnen Blöcken ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.
http://www.kribibi.org/