Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen – Hintergründe – Auswirkungen (04.–06.11.2014, Wien, Kassensaal der ehem. Länderbank, Hohenstaufengasse 3, 1010 Wien)

Im Zentrum der Konferenz stehen die Bergung von Kunst- und Kulturgütern während der Jahre 1938 bis 1945 sowie ihre Auswirkungen in der Nachkriegszeit. Durch die Fokussierung dieses bis dato wenig bearbeiteten Themas der Provenienzforschung soll die Veranstaltung dazu beitragen, eine Forschungslücke zu schließen. Bislang existieren nur wenige wissenschaftliche Arbeiten zur Materie, die zudem vorrangig den Blickwinkel des Kulturgutschutzes einnehmen. Kritische Sichtweisen, welche die Maßnahmen der nationalsozialistischen Diktatur reflektieren, wurden nur peripher behandelt.

Bereits vor Kriegsbeginn hatte das NS-Regime die Rechtsgrundlagen für den präventiven Schutz von Kulturgütern geschaffen. Als direkte Konsequenz des Kriegsverlaufs wurden Bergungen, die stets dem „Führerwillen“ untergeordnet waren, systematisch vollzogen. Die alliierten Streitkräfte wiederum hatten bereits in den frühen 1940er-Jahren erkannt, dass es Planungen für die Zeit nach dem Krieg bedürfe, um diese Kunstschätze zu erhalten und rückzuführen. Die so genannten Monuments Men schafften es mittlerweile zum Filmtopos für Hollywood zu werden.

Die Konferenz widmet sich den verschiedenen Bergungsmaßnahmen einzelner Museen und Institutionen und den damit verbundenen Ungereimtheiten der Kriegs- und Nachkriegszeit. Ihre Ergebnisse sollen einen wichtigen Beitrag für die aktuelle Provenienzforschung liefern.

Programm:

Mittwoch, 5.11.2014

9:30–10:30

Panel I: Rahmenbedingungen zu Bergungen von
Kunst- und Kulturgut in Österreich
Moderation: Eva Blimlinger, Kommission für Provenienzforschung, Wien

„Rechtliche und historische Voraussetzungen des
Kunst- und Kulturgüterschutzes in der NS-Zeit“
Wiebke Krohn, Kommission für Provenienzforschung /
mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig wien

„Koordinaten der Bergungen – Orte, Zeiten, Personen, Institutionen“
Leonhard Weidinger, Kommission für Provenienzforschung /
MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst /
Gegenwartskunst, Wien

10:30–11:00
Kaffeepause

11:00–12:00
Panel II: Personelle und strukturelle Grundlagen der
Bergungen 1939–1945 in Österreich
Moderation: Birgit Kirchmayr, Institut für neuere Geschichte und Zeitgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz

„Die Bergungsorte Steinbach (Jagd), Gaming (Schloss), Klosterneuburg (Stift) und Lauffen (Berg). Arbeitsalltag, Sicherheitsvorkehrungen, Rückbergungen“
Susanne Hehenberger & Monika Löscher, Kommission für
Provenienzforschung / Kunsthistorisches Museum, Wien

„‚Die modernen Nibelungen salzen ihre Schätze ein‘.
Die Bergungen des Instituts für Denkmalpflege“
Lisa Frank & Anneliese Schallmeiner, Büro der Kommission
für Provenienzforschung, Wien

12:00–13:30
Mittagspause

13:30–15:00
Panel III: Brennpunkte der Bergung von Kunst- und
Kulturgut in NS- und Nachkriegszeit
Moderation: Birgit Schwarz, Institut für Kunstgeschichte,
Universität Wien

„Oberdonau – Drehscheibe des NS-Kunstraubs und
der Kunstbergung“
Michael John, Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz

„Vom ‚Führerbau‘ zum Central Collecting Point.
Verlagerung von Kunst- und Kulturgut am Beispiel
München 1942 –1949“
Meike Hopp & Stephan Klingen, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München

„Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft Dresden im Zweiten Weltkrieg: Notbetrieb, Bergung,
»Sonderauftrag Linz« – und das Ende“
Gilbert Lupfer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

15:00–15:30
Kaffeepause

15:30–17:00
Panel IV: Studien zu Bergungen und Rückbergungen im regionalen Vergleich
Moderation: Felicitas Thurn-Valsassina, Dorotheum, Wien

„Sheltered treasures: Dutch museums and the protection of art collections during the Second World War“
Annemarie Marck, Restitutiecommissie, Den Haag

„Rückführung von geborgenen Kunstgütern im doppelt besetzten Baden – amerikanische und französische Besatzungszone im Vergleich“
Tessa Rosebrock, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

„Verschollene Miniaturen aus der Czernin’schen Gemäldegalerie“
Imma Walderdorff, Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Wien

Donnerstag, 6.11.2014
Kassensaal der ehem. Länderbank, Hohenstaufengasse 3, 1010 Wien

9:15–11:00
Panel V: Bibliotheksbergungen und -rückbergungen
Moderation: Margot Werner, Österreichische Nationalbibliothek, Wien

„Raubgut für den Wiederaufbau: die Berliner Bergungsstelle für wissenschaftliche Bibliotheken“
Sebastian Finsterwalder, Zentral- und Landesbibliothek Berlin, NS-Raubgutforschung & Peter Prölß, Klassik Stiftung Weimar

„‚Erwerbungen, Auslagerungen, Eroberungen, Bergungen, Rückführungen, …‘. Verwirrungen – Ergebnisse einer Revision der Handschriften- und Autographensammlung der heutigen Zentral- und Landesbibliothek Berlin“
Detlef Bockenkamm, Zentral- und Landesbibliothek Berlin

„Kriegsbergungen der großen Wiener Bibliotheken –
Die Nationalbibliothek Wien und die Universitätsbibliothek Wien“
Christina Köstner-Pemsel, Universitätsbibliothek Wien &
Murray G. Hall, Institut für Germanistik, Universität Wien
Diskussion

11:00–11:30
Kaffeepause

11:30–14:15
Panel VI: Bergungsberichte aus österreichischen Museen
Moderation: Heinz Schödl, Kommission für Provenienzforschung, Wien

„Dilettantismus oder politischer Wille? Die Bergungsmaßnahmen der Graphischen Sammlung Albertina unter George Saiko“
Pia Schölnberger, Kommission für Provenienzforschung /
Albertina, Wien

„‚Sonst verlor die Österreichische Galerie kein Kunstwerk …‘.
Bergung, ‚Entartete Kunst‘, Fremddepot. Versuch einer ‚anderen‘ Geschichte der Österreichischen Galerie 1938 bis 1945“
Monika Mayer, Kommission für Provenienzforschung /
Österreichische Galerie Belvedere, Wien

„‚… da ihre Beschädigung keinen Verlust von unersetzlichen Kulturwerten darstellen würde.‘ Bergungen und Kriegsverluste der akademischen Gemäldegalerie im Zweiten Weltkrieg“
René Schober, Kommission für Provenienzforschung /
Akademie der bildenden Künste, Wien

12:45–14:15
Mittagspause

14:15–15:30
Panel VI: Bergungsberichte aus österreichischen Museen
Moderation: Heinz Schödl, Kommission für Provenienzforschung, Wien

„Bergungen und Rückbergungen der Sammlungen
des Historischen Museums der Stadt Wien“
Gerhard Milchram & Michael Wladika, Wien Museum

„‚Ab und zu wird ein neu einlangendes wertvolles Stück wieder verbracht.‘ Zu den Luftschutzmaßnahmen ab 1939 im Joanneum“
Karin Leitner-Ruhe, Universalmuseum Joanneum, Graz

„‚Auf 14 Bergungsorte verteilt!‘ Bergung und Rückführung der Sammlungen des Ferdinandeums 1939–1945
Claudia Sporer-Heis, Tiroler Landesmuseen Betriebsgesellschaft m. b. H., Innsbruck

15:30–16:00
Kaffeepause

16:00–17:00
Panel VII: Bergungen ‚geraubter‘ bzw. ‚entarteter‘ Kunst
Moderation: Christoph Bazil, Kommission für Provenienzforschung, Wien

„Tracing the Odalisque au tambourin by Matisse during World War II“
Emmanuelle Polack, Institut national d‘histoire de l‘art, Paris

„Verboten und verborgen. Lagerorte ‚Entarteter Kunst‘
Meike Hoffmann, Forschungsstelle „Entartete Kunst“ /
Freie Universität Berlin

17:00
Schlusswort
Christoph Bazil, Kommission für Provenienzforschung, Wien

Quelle: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=26338

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